Das Menschenbild der Anthroposophie ist die Grundlage der Waldorfpädagogik

Sie gliedert den Menschen in Leib, Seele und Geist. Der pädagogische Umgang orientiert sich an dieser Dreiheit des Menschen, an den vier Wesensgliedern und an den Entwicklungsstadien des Menschen.

Wir unterrichten mit Kopf Herz und Hand bezogen auf den Körper, die Seele und den Geist des Menschen. Eingebunden in das anthroposophische Menschenbild orientieren wir uns dabei am Dreischritt des Lernens vom Gehen über das Sprechen zum Denken.

 

Gehen

Die erste Etappe auf dem Erdenweg des Menschen ist der langsame Durchgang durch verschiedenste Bewegungsmöglichkeiten des Körpers mit der vorläufigen ersten Eroberung des Raumes durch die ersten Schritte. Die Entwicklung vom ersten Lebenstag bis zum aufrechten Gang ist ein komplexer Weg des Ergreifens differenzierter Bewegungsabläufe, der sich nicht in einem „Lauftrainig“ fassen und beschreiben lassen würde. So ist auch unser Unterricht ab der Klasse 1 kein reines „Wissensvermittlungstrainig“ sondern bewegt das Kind in all seinen Wahrnehmungsmöglichkeiten. Beim Säugling ist früh zu beobachten, wie er sich immer stärker durch den Körper hindurcharbeitet, um den physischen Körper zu einem von innen ergriffenen Leib zu machen: zum Handlungsinstrument der darin lebenden Person. Unser Unterricht soll den Kindern helfen, sich in der Welt ebenso zu beheimaten.

 

Sprechen

Zeitgleich mit der Bewegungsentwicklung spielt das Kind auch mit seinem Vermögen zur Lautbildung. Es hört immer wieder die eigenen, unwillkürlich gebildeten Laute und bildet die Laute anderer Menschen zunehmend nach. Es entstehen neben dem Schreien auch zarte glucksende Laute, das Lachen, das Lallen und – vor allem im zweiten Halbjahr – der Sing-Sang der Muttersprache. Fast alle Konsonanten werden im ersten Lebensjahr bereits einmal ausprobiert. Trotzdem ist die Lautbildung hier zunächst noch keine Sprache im eigentlichen Sinn. Es ist eher ein leibliches Bekanntwerden mit den Sprechorganen. In unserer Schule soll der Wille zum schönen Sprechen und der künstlerische Umgang mit der Atmung und der Stimme genauso gebildet werden wie das Exakte beschreiben und Benennen der Phänomene unserer Umwelt.

 

Denken

Durch den zunehmenden Umgang mit Sprache wacht das Kind dann zu Beginn des dritten Lebensjahres immer mehr für die Ebene der Bezüge auf, die zwischen den Dingen bestehen. Mit dieser dritten Entwicklungsetappe des Denkenlernens erhebt sich das Kind aus der rein körperlichen Bewegung und sprachlichen Betätigung. Es ist wie eine erste Emanzipation von der eigenen Leiblichkeit. Die Erlebnisse werden von der kleinen Person konkret angeschaut und gedanklich miteinander verknüpft. Ziel unserer Pädagogik ist eine sinnliche, gedankliche und willentliche Verbindung zu den Begriffen der Welt, die den jungen Menschen ein freies geistiges Urteil ermöglicht und sie mit dem Wunsch in die Welt gehen lässt, Wahrheit und Wahrhaftigkeit für sich zu ergreifen.

 

"Wer Pädagogik in sich aufnehmen will, der schreibe sich vor diese Pädagogik als Motto: Durchdringe dich mit Phantasiefähigkeit, habe den Mut zur Wahrheit, schärfe dein Gefühl für seelische Verantwortlichkeit.“

(Rudolf Steiner, Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik)