Michaeli am 29. September

Loheland, Michaelifest, Franziskusbau, Erntedank

Zu den nicht mehr so bekannten Festtagen gehört Michaeli am 29. September. Im Herbst, wenn die Tage kürzer werden und die Blätter welken, beginnen sich die Wachstumskräfte wieder in die Erde zurückzuziehen, um im Winter an Weihnachten nach anthroposophischer Sicht ganz im Schoß der Erde zu ruhen. Mit dem erwachenden Frühling zur Osterzeit strömen sie wieder neu hervor.

So ist Michaeli neben St. Martin und St. Nikolaus eine der Wegstationen, die auf Weihnachten und Christi Geburt vorbereiten. Der Erzengel Michael ist nicht nur der die Seelen wiegende Engel beim Jüngsten Gericht, sondern die Offenbarung des Johannes (Offb 12,7-9) berichtet von seinem Kampf gegen den fallenden Engel / Drachen, der sich anmaßte wie Gott zu sein. Er steht damit für Mut und Reinigung – für die Schau ins eigene Innere nach dem Ende der sommerlichen Wärme und Lichtfülle und dem damit verbundenen geschäftigen Tun in der Außenwelt.

Der den Drachen besiegende Michael kann auch dem heutigen Menschen ein Vorbild sein und Mut geben, um in sich die niederziehenden Kräfte zu überwinden und um sich für seine Mitmenschen einzusetzen.

Diese Gedanken sind Teil der Mutspiele, mit denen an der Rudolf-Steiner-Schule in Loheland des Michaelitag gedacht wird. Dieses Jahr finden sie am Freitag den 30. September in den verschiedenen Jahrgangsstufen statt.

Im Kindergarten beschäftigen sich die Kinder in Reigenspielen, wie Der Kampf gegen den Drachen und Die Königstochter in der Flammenburg mit St. Michael. Vielleicht wird auch in diesem Jahr ein Schwert aus Teig gebacken.

In dem Gymnastikseminar, das zwischen 1919 bis 1996 in Loheland bestand, gab es am Michaelitag im Franziskusbau eine Festmusik um 17 Uhr. Dafür wurde der Raum mit Tüchern in Blau und Violett dekoriert und dessen zentrale Mitte mit Blumen, Erntefrüchten von Garten, Feld und Wald sowie Kerzen gestaltet. (Foto von 1959) Das eigene Orchester begleitete den Chor des Seminars, der Lieder von den Loheländer Komponistinnen Hertha Oblasser und Thea von Heinleth, wie Werden die Tage kurz, Der Götter Kampfgesell, Lass mich ein Streiter Gottes sein oder das mittelalterliche Kirchenlied Unüberwindlich starker Held sang. Louise Langgaard (gest. 1974) verlas zwischen den Liedern Auszüge aus den Leitsätzen von Rudolf Steiner, wie Die Weltgedanken im Wirken Michaels und im Wirken Ahrimans.

An die Zeit des Gymnastikseminars anknüpfend, werden am Michaelitag auch in diesem Jahr in der Gärtnerei die Präparate für den biodynamischen Anbau zubereitet und den Winter über in der Erde vergraben. 

Foto: Dekoration zu Michaeli im Franziskusbau 1959

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