Aufnahme des Modernen Tanzes in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes

Tanzfoto Loheland, um 1920, Eva Maria Deinhardt, Edith Sutor, Marie-Therese Commichau, "Rufen - Stimme des Frühlings", Lichtbildwerkstatt Loheland

Der Moderne Tanz, der seine Wurzeln im frühen 20. Jahrhundert hat, ist am 30. Dezember 2022, in Marokko in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen worden. „Wir freuen uns, über die UNESCO-Auszeichnung des Modernen Tanzes, der auch ein wichtiges kulturelles Fundament der Siedlung Loheland ist“, sagt die Geschäftsführerin der Loheland-Stiftung Caroline Bouwman.

Der Ausdruckstanz wurde durch zahlreiche moderne Tänzer*innen und ihre Schulen in der Zeit der Weimarer Republik, als avantgardistische Strömungen wie zum Beispiel die Lebensreform oder Frauenbewegung nahezu alle künstlerischen Bereiche veränderten, grundlegend reformiert. Von den prägenden Tänzer*innen ist neben Rudolf von Laban und Gret Palucca auch Niddy Impekoven zu nennen.

Impekoven (1904-2002) verbrachte einen Teil ihrer Ausbildungszeit 1917 auf Schloss Bieberstein bei Hedwig von Rohden und Louise Langgaard, den späteren Lohelandgründerinnen, bevor sie 1918 in Berlin ihre Solokarriere begann.

Andere Schülerinnen um Rohden und Langgaard, wie Berta Müller, Edith Sutor oder Eva Maria Deinhardt, entwickelten aus den Semesterschlussvorführungen des „Seminars für klassische Gymnastik“ freie expressionistische Ausdruckstänze mit selbsthergestellten Kostümen und eigens komponierter Musik. Die späteren Lohelandtänzerinnen traten in Gastspielen unter anderem 1917 in Hagen bei dem Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus, 1919 in den Münchner Kammerspielen und weiter 1920 am Bauhaus in Weimar sowie in Prag und Wien auf. Die Frauen in Loheland lebten nicht zurückgezogen in der Rhön, sondern waren mit den avantgardistischen Kulturschaffenden unter anderem in Gymnastik, Anthroposophie, Fotografie und Tanz vernetzt.

Die Siedlung Loheland ist eng mit der Ausdrucksform des modernen Tanzes verbunden. Er stellt den eigenen Körper in den Mittelpunkt des kreativen Ausdrucks und befreite ihn zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus dem Korsett der gesellschaftlichen Konventionen. Diese revolutionäre Befreiung der Körper und des Geistes durch den Modernen Tanz, wird mit der Aufnahme in das Immaterielle Kulturerbe der Menschheit gewürdigt.

 

Abbildungen:

Tanz „Rufen – Stimme des Frühlings“ (Eva Maria Deinhardt, Edith Sutor, Marie-Therese Commichau), um 1920, ©Loheland-Stiftung, Archiv 

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