140. Geburtstag von Louise Langgaard

Am 9. Januar 1883 wurde Louise Langgaard in London als einziges Kind eines aus Hamburg gebürtigen Kaufmanns geboren. Als sie sieben Jahre alt war, zog die Familie für ihren Schulunterricht nach Stuttgart und 1899 für ihre künstlerische Ausbildung nach Dresden.

Dresden, nach 1900 ein lebendiges Zentrum der Kunst und Reformbewegung, war eine wichtige Station im Leben Langgaards. Hier wurde sie staatlich geprüfte Zeichenlehrerin (1901), studierte an einer privaten Malschule und eröffnete 1906 ein eigenes Kunstatelier und eine Malschule. Prägend waren ihre künstlerischen Studienreisen nach Ungarn und Rumänien in den Sommermonaten 1907 bis 1911, wo sie auch mit avantgardistischen Künstlern dieser Region zusammentraf. In ihrer Dresdner Zeit hatte Langgaard auch erste Kontakte mit der Anthroposophischen Gesellschaft.

1912 nahm sie an einem Kurs an dem Institut für rhythmische Gymnastik von Émile Jaques-Dalcroze in Dresden-Hellerau teil und absolvierte anschließend eine sechsmonatige Ausbildung bei Bess Mensendieck in Norwegen. Der finanzielle Erfolg ihrer künstlerischen Aktivitäten in Dresden war vermutlich geringer als erhofft, so dass sie im Spätherbst 1912 nach Kassel ging, um als Gymnastiklehrerin zu arbeiten.

In Kassel begann 1912 die Zusammenarbeit mit Hedwig von Rohden, mit der sie eine eigenständige Gymnastikmethode entwickelte und 1919 die „Schule für Körperbildung, Landbau und Handwerk“ in Loheland gründete.

In kurzer Zeit bauten beide am Fuße der Rhön eine Siedlung für die Ausbildung von Gymnastiklehrerinnen mit dazugehörenden Werkstätten, Wohn- und Gemeinschaftsbauten auf. Aber auch technische Notwendigkeiten, wie der Anschluss an die Strom- und Wasserversorgung oder die Einbauten von modernen Heizsystemen mussten bewältigt werden. Die Musik war Teil der Ausbildung und des anthroposophischen Gemeinschaftslebens. Heute stehen fast zwanzig Gebäude der Siedlung unter Einzeldenkmalschutz.

Langgaard brachte neben einem kaufmännischen Talent auch gestalterische Kreativität mit nach Loheland. Sie floss in die Architekturentwürfe, den Ausbildungskanon und in die Handwerksstätten ein. Die Schule und die Werkstätten leitete Langgaard in den sich wandelnden Zeiten über viele Jahrzehnte nach Rohdens Weggang 1937 alleine, bis sie den gesamten Komplex 1971 in die Loheland-Stiftung überführte. Am 4. November 1974 verstarb Louise Langgaard mit einundneunzig Jahren in Loheland, wo sie auf dem eigenen Friedhof im Wald beigesetzt wurde.

Zu ihren Geburtstagen wurde in Loheland zu Langgaards Lebzeiten meist ein Spiel, wie z. B. „Die beiden Pilger“ oder „Wovon die Menschen Leben“ von Leo N. Tolstoi, aufgeführt.

Für das Archiv, Anett Matl

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